HENDRIK BECKER, RECHTSANWALT
„Man kann hier sehr schnell sehr viel lernen“
Hendrik Becker arbeitet bei RÖMERMANN im Bereich der Insolvenzverwaltung. Im Interview erklärt er, wie sich sein Job von einer klassischen Anwaltstätigkeit unterscheidet, welche Talente man dafür mitbringen sollte und verrät, womit ihn sein Chef am zweiten Tag nach Berufsstart überrascht hat.
Herr Becker, wie lief Ihr Einstieg als Rechtsanwalt bei RÖMERMANN?
Becker: Ich hatte RÖMERMANN bereits während des Studiums und im Referendariat kennengelernt und gute Erfahrungen gemacht. Zum Ende des Referendariats waren hier zwei Stellen für Rechtsanwälte im Bereich Insolvenzrecht offen und man fragte mich, ob ich Interesse hätte. Da sagt man natürlich nicht nein.
Der Einstieg verlief reibungslos. Ich hatte den Vorteil, dass ich zuvor als wissenschaftlicher Mitarbeiter die Elternzeitvertretung für eine Insolvenzsachbearbeiterin gemacht und entsprechende Vorkenntnisse hatte.
Welche Aufgaben haben Sie in den ersten Wochen und Monaten übernommen?
Ich war anfangs eine Art Springer. Wo jemand fehlte oder gebraucht wurde, bin ich aktiv geworden. So habe ich in allen Aspekten des Insolvenzverfahrens Erfahrung sammeln können. Inzwischen unterstütze ich Volker Römermann in der kompletten Verfahrensbearbeitung größerer und kleinerer Insolvenzverfahren. Dabei spiele ich auf der gesamten Klaviatur des Insolvenzrechts.
Anwaltliche Aufgaben im engeren Sinne mache ich zwar auch regelmäßig, aber eher im kleinen Umfang. Zum Beispiel wenn Klageverfahren im Rahmen von Insolvenzverfahren zu machen sind oder wenn Mandanten in Insolvenzverfahren von einem anderen Insolvenzverwalter betreut werden und mit ihm Probleme haben.
„Ich bin als Insolvenzverwalter nicht der bessere Hoteldirektor“
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Meine Arbeitstage sehen sehr unterschiedlich aus und sind teilweise wenig planbar. Neue Insolvenzverfahren können aus dem Blauen heraus kommen. Wenn ein entsprechendes Fax reinkommt, muss man im Zweifel ins Auto springen und zu dem Unternehmen fahren: Ist da überhaupt noch was oder haben die den Briefkasten schon abgebaut?
Welche Aufgaben haben Sie im Insolvenzverfahren konkret?
Aktuell haben wir beispielsweise ein Hotel mit laufendem Geschäftsbetrieb im Insolvenzverfahren. Als Insolvenzverwalter überwachen wir die Geschäftstätigkeit. Wir stellen also sicher, dass kein Geld verbrannt wird oder verschwindet und versuchen parallel die Sanierung des Betriebs hinzubekommen.
Wenn man hingegen ein Unternehmen hat, bei dem der Betrieb eigentlich schon eingestellt ist, dann ist unsere Aufgabe, den Betrieb abzuwickeln und zu schauen, was lässt sich noch versilbern lässt und ob noch offene Forderungen beizutreiben sind. Außerdem prüfen wir Haftungsansprüche.
Ist man im laufenden Betrieb eine Art Co-Geschäftsführer mit Manager-Aufgaben?
Ja und Nein. Ich bin als Insolvenzverwalter nicht der bessere Hoteldirektor. Wenn mich die Küche anschreibt und um die Freigabe für fünf Kilo Fleisch bittet, ist es nicht an mir zu sagen, dass auch vier Kilo reichen würden. Die Geschäftsführung bereitet die Entscheidungen vor und wir prüfen, ob sie plausibel sind und wie sie sich auf die Liquidität im Verfahren auswirken. Wir versuchen immer minimal-invasiv zu arbeiten. Dabei spielt stets auch eine Rolle, wie die Insolvenz zustande kommt: War es Missmanagement oder waren es eher externe Gründe?
“Ich habe mich schon mit einem Geschäftsführer im Gefängnis getroffen”
Gibt es auch außerhalb des Insolvenzverfahrens Aufgaben, die Sie übernehmen?
Wir übernehmen auch die Aufgaben eines Sachverständigen im Vorfeld eines Insolvenzverfahrens. Nachdem ein Insolvenzantrag das Gericht erreicht, beauftragt der Richter uns mit einer gutachterliche Stellungnahme. Das ist erstmal eine rein forensische Tätigkeit: Was ist das für ein Unternehmen? Was sind die Insolvenzgründe? Ist es tatsächlich zahlungsunfähig? Was ist noch an Vermögen vorhanden?
Das ist mal einfacher und mal schwieriger. Es gibt Geschäftsführer, die selbst den Insolvenzantrag stellen und mitarbeiten. Wenn die Geschäftsführer aber den Kopf in den Sand stecken oder schon längst über alle Berge sind, muss man schauen, wie man die Informationen beschaffen kann. Dann fährt man zum Beispiel zur Steuerfahndung, die alle Unterlagen beschlagnahmt hat. Ich habe auch schon mit einem Geschäftsführer gearbeitet, der in Haft war. Ich habe mich mit ihm im Gefängnis getroffen und mich über den Betrieb informiert.
Was für Talente und Fähigkeiten sollte man mitbringen um im Bereich der Insolvenzverwaltung Spaß zu haben und erfolgreich zu sein?
Man sagt ja immer, dass Menschen Jura studieren, weil sie nichts mit Zahlen und Mathe zu tun haben wollen. Bei mir war das anfangs auch so. Insolvenzrecht ist aber ein Rechtsgebiet, in dem man viel mit Zahlen zu tun hat. Man lernt zum Beispiel Bilanzen zu lesen. Wer also ein gewisses betriebswirtschaftliches Verständnis mitbringt oder vielleicht sogar ein paar Semester BWL studiert hat, hat eine gute Grundlage.
Ganz wichtig ist, dass man sich organisieren kann und damit klar kommt, dass man zehn bis 15 verschiedene Verfahren gleichzeitig bearbeitet. Man kann sich nicht einen ganzen Tag lang nur um den einen Fall kümmern, weil immer Anrufe aus unterschiedlichen Verfahren reinkommen.
In Insolvenzverfahren ist sehr viel Pragmatismus erforderlich – und den haben viele Juristen nicht. Nichts läuft nach dem klassischen Jura-Schema. Im laufenden Betrieb stehen ständig Entscheidungen an, die man nicht zwei Wochen lang gutachterlich prüfen kann.
Sie unterstützen bisher die Insolvenzverwalter bei RÖMERMANN , sind aber selber noch nicht als solcher bestellt worden. Ist das Ihr Ziel?
Ja, darauf arbeite ich hin, aber das ist nicht ganz einfach. Wenn die Gerichte Verwalter bestellen, legen sie Wert auf eine gewisse Erfahrung. Die bekommt man nur, wenn man bereits selbst verwaltet.
Wenn man den Fuß in die Tür bekommen möchte, ist es sicher von Vorteil, bei RÖMERMANN zu arbeiten: Wir sind breit aufgestellt, an vielen Gerichten präsent und Volker Römermann ist bekannt.
“Der Umgang ist locker und die Hierarchien sind flach”
Was zeichnet für Sie die Arbeit bei RÖMERMANN aus?
Was die Arbeit sehr attraktiv macht ist, dass man sehr selbstständig arbeiten kann. Man bekommt ab Tag eins Verantwortung. Das muss man natürlich auch wollen und damit klar kommen.
Ein Beispiel: An meinem zweiten Tag hier – ich war noch nicht als Rechtsanwalt zugelassen – kam ein größeres Insolvenzverfahren im laufenden Betrieb rein, ein Alten- und Pflegeheim. Ich habe Volker Römermann zum ersten Gespräch begleitet. Anschließend sagte er zu mir: “Fahr morgen nochmal hin und mache eine Versammlung für alle Bewohner. Beruhige sie und erkläre ihnen, was jetzt auf sie zukommt.” Man steht also am dritten Tag des Berufslebens alleine vor 50 Menschen und man weiß gar nicht genau, was da passiert.
Das ist zwar eine Herausforderung, aber man hat hier die Chance in kurzer Zeit sehr viel zu lernen und sich stark zu entwickeln.
Wie ist das Miteinander in der Kanzlei?
Die Arbeitsatmosphäre, die ich bereits aus dem Studium und der Anwaltsstation kannte, war einer der Gründe, warum ich mich für RÖMERMANN entschieden habe. Der Umgang der Anwaltskollegen miteinander ist sehr locker, auch sonst sind die Hierarchien sehr flach und das Miteinander ist entspannt.
Auch wenn manche Kollegen schon bisschen älteren Semesters sind, habe ich das Gefühl in einem sehr jungen Team zu arbeiten. Das ist sehr angenehm und man profitiert zusätzlich von der enormen Berufserfahrung.
Wie empfinden Sie die Work-Life-Balance?
Es gibt verschiedene Phasen. Wenn es ein Verfahren mit laufendem Geschäftsbetrieb gibt, dann muss man da auch mal hinfahren und die Tage werden länger. Manche Geschäftsführer sind besonders betreuungsintensiv, die rufen auch abends auf dem Handy an, wenn sie etwas auf dem Herzen haben.
Aber es gibt auch Phasen, in denen man keinen laufenden Geschäftsbetrieb betreut und die Verfahren locker abarbeitet. Dann geht man auch mal früher nach Hause.
Man teilt sich seine Zeit hier selbst ein. Das Wichtigste ist, dass die Arbeit geschafft wird. Im Vergleich zu Kollegen in größeren Anwaltskanzleien ist es hier deutlich entspannter.
Wenn Sie sich drei Eigenschaften von einer neuen Kollegin oder einem neuen Kollegen wünschen dürften: Wie sollte sie oder er sein?
Sie sollten Spaß an Herausforderungen haben, sie sollten gerne im Team arbeiten und nicht zuletzt sollten sie relativ locker sein und damit klar kommen, wenn mal jemand einen Spruch macht – und vielleicht auch selber mal einen Spruch raushauen.
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